Am vergangenen Wochenende fand erneut das Dialogforum statt. Inzwischen zum 12.ten Mal – dieses Mal mit dem Thema „Agiles Management und digitale Transformation“.

Geladen waren Unternehmen und Coaches, um sich in diesem Format auszutauschen. Continental und die pfm mdeical AG stellten ihre bisherigen Vorgehensweisen vor, um zum Beispiel die Einführung von Social Business Collaboration und die damit verbundenen Effekte zu zeigen.

Darüber hinaus wurden zwei Beispielsysteme zum online Coaching demonstriert, die es ermöglichen, auf Distanz und ohne face2face setting miteinander ins Gespräch zu kommen.

Wesentlich dabei war aus meiner Sicht die Erkenntnis, dass die wichtigsten Kompetenzen, die Menschen in Zeiten benötigen, wo alles jederzeit möglich scheint vor allem der Mut zum Nicht-Wissen ist. Ein offener Umgang mit Fehlerkultur und das Bewusst sein, dass sich alles stetig verändert ebenso.

Ein Punkt, der mir besonders am Herzen liegt war die Rolle der gewerblich-technischen Mitarbeiter im Zusammenhang mit Agilität. Wo macht agiles Management Sinn und wo nicht? Braucht Produktion in seinen jetzigen Strukturen die Möglichkeit, sich aktiv im internen social media Bereich zu beteiligen? Reichen ggfls. Informationen? Häufig genug finden sich hier noch Mitarbeiter, die bisher keinerlei Erfahrung im Umgang mit social media oder EDV grundsätzlich haben. Also ist Employability ein wichtiges Thema. Agilität geht davon aus, dass Informationen keine Bringschuld mehr haben, sondern eine Holschuld sind. Ich als Mitarbeiter suche mir aus den verschiedenen Systemen meiner Organisation die Informationen, die ich für meine Projekte und Vorhaben benötige.

Das ist für Mitarbeiter, die routiniert im Umgang mit EDV sind schon eine Herausforderung aufgrund der Komplexität (je nachdem, wie viele Systeme es in einer Organisation gibt). Diese Informationssuche hat auch nichts mehr mit herkömmlichen Datenmanagement zu tun, auf das wir bisher sozialisiert sind. Um hier sicher bestehen zu können, benötige ich ein hohes Maß an Disziplin, die Fähigkeit sehr strukturiert vorzugehen, große Selbstständigkeit und ich muss flexibel in meiner Zeit sein können.

Das geht je nach Struktur im kaufmännischen und HR Bereich, nicht aber in getakteter Produktion. Zumal die Kompetenzen und Anforderungen an Belegschaft hier ganz andere sind. Also bleibt die Frage, wieviel Agilität und vor allem wo braucht eine Organisation sie?

Deutlich wurde, dass Agilität vor dem Hintergrund immer kürzerer Entwicklungszeiten von erheblicher Bedeutung ist. Beweglichkeit ist in großen Organisationen nicht mehr so einfach möglich – vor allem nicht, wenn plötzlich wieder aus den Businessunits heraus übergreifend Vernetzung stattfinden müsste.

Was aber für eine tolle Chance für KMUs, wenn sie die Zeichen der Zeit verstehen und sich trauen! Sich trauen ist überhaupt das große Thema hinter dem Thema. Über die Maßen deutlich wurde, dass die alten Vorgehensweisen von „wir planen mal die nächsten fünf bis sieben Jahre“ in dieser Form nicht mehr funktionieren. Veränderungen sind derartig schnell, dass Organisationen lernen müssen, ins Vertrauen zu kommen und mit dem Fluss zu gehen. Wachsen im Nicht-Wissen, Balance zwischen Planung und Flexibilität in der Anpassung.

Hier zeigt sich die Relevanz einer Veränderung der Haltung: wollen Organisationen auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben, wird ein Umdenken von „wir sind Silo xy – was interessiert mich Standort z“ hin zu „wir arbeiten alle miteinander füreinander um das gemeinsame Ziel bzw. die gemeinsame Strategie umzusetzen“.

Damit einher geht ein völliges anderes Führungsdenken. Es geht nicht mehr um Macht, um horten von Wissen, um einzelne Königsstühle. Führung bedeutet in Zeiten von Agilität und digitalem Wandel in erster Linie, sein Team zu unterstützen und zu befähigen. Coaching in seiner schönsten Form – aber leider so gar nicht mehr das alte Bild von top-down.

Es wächst das Bewusstsein, dass Alles mit Allem verbunden ist und keiner etwas besser weiß, sondern nur etwas anderes. Das dieses Wissen sich verbinden muss zum Mehrwert aller und der gemeinsamen Strategie.

Dabei scheint Machtverlust ein großes Thema zu sein – und die Angst vor dem „Gesehen-werden“. Damit meine ich, dass Führung sich mehr verbinden muss, dichter dran am Team sein wird, weil ständiger Austausch an Bedeutung gewinnt. Gleichzeitig werden die Entfernungen durch die Internationalität aber größer. Digitale Kommunikation braucht andere Kompetenzen als f2f Kommunikation, weil ich bestimmte Sinneskanäle nicht bedienen kann (sehen, anfassen) und andere schärfen muss (hören, schreiben, fühlen, sauber erklären, was dem Gegenüber nicht zugänglich ist).

Wenn ich von meinen Mitarbeitern erwarte, dass sie das Intranet, die interne social business collaboration Plattform nutzen, muss ich auch bereit sein, mich selbst hier zu zeigen. Und zwar nicht durch hübsch von der Assistentin aufgerüschte, perfekte Beiträge, sondern durch Mitteilungen, die authentisch sind, durch die ich sichtbar werde. Das bedeutet aber auch, dass ich meinen Ängsten anders begegnen lernen muss (was ist, wenn die denken….)

Wenn Sie wollen, dass ihre Mitarbeiterinnen dort mitgehen, stehen Sie als Führung dafür ein, dass es gelingt. Der Grundsatz jedes Changevorhabens.

Besonders beeindruckend dabei fand ich darüber hinaus die Idee des fuck-up days – einem Setting, indem sich ganz bewusst dem zugewandt wird, was schief gelaufen ist. Nicht, um bloß zu stellen, sondern um a) Fehlern die Dramatik zu nehmen und damit Ängste abzubauen und Kreativität zu fördern und b) das Lernpotential zu heben – was für ein Kulturwandel!

Digitalisierung und Agilität sind schnell – je nach persönlichem Typ, habe ich darauf Lust und bin begeistert, oder es raubt mir die Luft. Im Dialogforum haben wir festgestellt, wie wichtig dabei die Langsamkeit ist. Sie benötigen die Langsamkeit, um sich selber immer wieder zu überprüfen: wo stehe ich gerade, will ich das so? Wo ist mein Platz in dem ganzen System? Was brauche ich, um mit der Komplexität umgehen zu können? Wann laufe ich Gefahr, vom Strudel mitgerissen zu werden?

Menschen sind soziale Wesen und ihre grundlegenden Bedürfnisse nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe, direkter Kommunikation, Zuwendung und Anerkennung bleiben. Auch das gilt es im Blick zu behalten. Alle tollen Medien helfen mir nichts, wenn ich im Büro vor Einsamkeit den Mond anheule. Bleiben Sie weiterhin im Kontakt und pflegen Sie ihre Pausen!

Eigenverantwortung ist ein ganz wesentlicher Faktor, um seinen Platz im Ganzen zu finden. Wo Schnelligkeit gelebt wird, befristete Verträge Alltag sind und letztlich die alte Definition von Sicherheit nicht mehr ist, wird es Zeit, sich selbst Sicherheit zu geben. In sich. Das Außen verändert sich, ist spannend und ständig in Bewegung. Sie selbst haben die Möglichkeit und die Kraft zu entscheiden, was sie wollen und wo ihr Weg ist. Es wird so viel von Führung gesprochen – dennoch: Keine Führungskraft der Welt kann Ihnen Sicherheit geben. Aber Sie können das. Ganz alleine und mit einem Maß, dass Sie entspannen lässt und Ihnen die Gelassenheit gibt, wenn Sie sich in sich auf den Weg machen. Aus meiner Sicht eine ganz wichtige Kompetenz, um Veränderung annehmen und mitgehen zu können.

Fazit: Agilität ist aktuell der Weg und Digitalisierung ein Vehikel auf ihm. Wie gut wir dieses Vehikel steuern hängt an jedem selbst und seiner Bereitschaft, sich einzulassen auf die neue Zeit und die nötigen Veränderungen. Die Fähigkeit dazu wohnt jedem von uns inne!

Wer sich weiterführende über die Arbeit des Verbands infomieren möchte: www.dbvc.de

 

Rückblick 12. DBVC Dialogforum “Agiles Management und digitale Transformation”

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